Der dramaturgische Galopp

11.09.2020 – von Irmengard Funken

Steve Jobs hat es zur Perfektion getrieben: Um die Zuhörer bei der Stange zu halten und nachhaltig zu begeistern, war jeweils nach punktgenau 10 Minuten ein Medien- oder Sprecher-Wechsel eingeplant. Selten früher, nie später. Wie sehr gilt das erst für Präsentationen im virtuellen Raum.

Planen wir für ein einstündiges Livemeeting unsere Präsentation idealerweise auf 30 bis max. 40 Minuten, um genügend Raum für Austausch und Diskussion zu haben, so sind wir im virtuellen Raum gefordert, noch radikaler zu kürzen. Wir haben alle schon erlebt, wie viel Disziplin es erfordert einem klassischen Webinar (ppt, Monolog + max. Chat) zu folgen. Es ist extrem ermüdend und Spaß macht es wirklich nicht.

Meine Erfahrung der letzten Wochen ist, dass Kundenmeetings wie Trainingssessions umso lebendiger und erfolgreicher waren, je kürzer wir die Präsentationseinheiten gehalten und Raum für Videopräsenz und Interaktion geschaffen haben.

Wir haben die Präsentationen noch weiter gestrafft und bewusst entschieden, was wir gut auch ohne Folien – aber Vollbild als Präsentator – erzählen können. Vor dem Hintergrund der Maxime „Der Präsentator ist Botschafter und nicht die Präsentation“ dienen uns in der Präsenz die Folien dazu, unsere Argumentation zu untermauern. Diesen Vorteil können wir bei remote nicht nutzen, daher setzen wir konsequent auf die Stärke des Präsentators und nicht die vermeintliche Überzeugungskraft der Folien.

Gleichzeitig brauchen wir die Präsentation, um Konzepte, Strategien, Angebote zu zeigen. Unsere Schlussfolgerung: Wir unterteilen die Präsentationen in kürzere – max. 10-Minuten-Einheiten. So können wir Wichtiges visualisieren und gelangen zügig wieder zurück in den TEAMS- oder ZOOM-Raum, um den Dialog fortzuführen.

Und damit selbst die 10 Minuten nicht langweilig werden, gilt es eine noch stärkere, amplitudenreichere Dramaturgie zu konzipieren, d. h. noch enger getaktet aufmerksamkeitsstarke Inhalte und Neuigkeiten zu bringen, rhetorisch mit Ausschlägen/Gegensätzen/Wechseln zu arbeiten und auch zu modulieren.

Gemeinsam mit plakativeren, bewegteren Charts gelingt es so, ein spannendes und inspirierendes Meeting mit Kunden zu gestalten. Probiert es aus, ich bin gespannt auf eure Erfahrungen.